Küsse, Händedruck, Händehygiene …
IFOP-Umfrage, durchgeführt am 15.10.2021 in Partnerschaft mit XloveCam
Mit der Rückkehr saisonaler Infektionen wie Erkältungen, Magen-Darm und Bronchiolitis rückt die Einhaltung von Hygieneregeln (z. B. Masketragen, kein Körperkontakt beim Begrüßen, Händehygiene) wieder in den Fokus der öffentlichen Gesundheit – besonders bei Kindern, die im Vorjahr nur wenigen Viren ausgesetzt waren und daher keine Immunität entwickeln konnten. Anlässlich des Welttags des Händewaschens (15. Oktober), der jährlich mit Unterstützung von UNICEF stattfindet, veröffentlicht IFOP ein Europäisches Hygiene-Observatorium, um zu prüfen, ob die während des ersten Lockdowns eingeübten guten Gewohnheiten in der französischen Hygienekultur verankert wurden – und wie sich die Franzosen im europäischen Vergleich beim Kampf gegen die Übertragung von Keimen über die Hände schlagen.
In Bestätigung jüngster Ergebnisse von Santé Publique France (CoviPrev-Erhebung) zeigt die mit einem repräsentativen Sample von 5 039 Erwachsenen in den fünf größten europäischen Ländern (Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland, Vereinigtes Königreich) durchgeführte Studie: Franzosen und Briten gehören zu den schlechtesten beim Respektieren der Hygieneregeln. Sie haben ihre Vigilanz beim Händewaschen und bei körperlicher Distanz (z. B. Händeschütteln, Wangenküsse) deutlich gelockert.
Trotz leichter Verbesserungen gegenüber der Vor-Pandemie-Zeit sind die Franzosen nun Schlusslicht in Europa beim Händewaschen nach der Toilette: Nur 76 % geben an, sich systematisch die Hände zu waschen – gegenüber 86 % in Deutschland, 83 % in Italien, 82 % im Vereinigten Königreich und 77 % in Spanien.
Insgesamt ist in den fünf großen EU-Ländern eine deutliche Verbesserung guter Hygienepraxis zu beobachten (+19 Punkte seit 2014), vor allem getrieben durch die Aufholbewegung in den romanischen Ländern – Spanien (+24 Pkt. auf 85 %), Italien (+29 Pkt. auf 85 %), Frankreich (+22 Pkt. auf 84 %) – im Vergleich zu den nördlicheren Ländern Vereinigtes Königreich (+11 Pkt. auf 86 %) und Deutschland (+11 Pkt. auf 89 %).
Frankreich ist zudem das Land mit dem geringsten Anteil an Erwachsenen, die die während der Pandemie beworbene Husten-/Nies-Etikette einhalten: Nur 53 % der Franzosen decken beim Husten immer den Mund mit dem Arm (EU-Schnitt: 61 %), und lediglich 27 % waschen sich systematisch die Hände nach dem Naseputzen (EU-Schnitt: 32 %).
In anderen Alltagssituationen hinken nördliche Länder (Deutschland, UK) bei der Händehygiene hinterher; die Briten schneiden am schlechtesten ab beim Händewaschen vor dem Essen (48 %, EU-Schnitt 60 %), beim Nachhausekommen (51 %, EU-Schnitt 62 %) und nach öffentlichen Verkehrsmitteln (50 %, EU-Schnitt 62 %).
18 Monate nach dem Verbot in sozialen Gepflogenheiten haben die Franzosen nicht auf amtliche Erlaubnis gewartet, um Umarmungen und Wangenküsse wiederaufzunehmen: 65 % küssen inzwischen enge Freunde oder Kolleg:innen – noch unter dem Vorkrisenniveau (91 %), aber fast doppelt so viel wie sechs Monate zuvor (+26 Pkt. seit März 2021).
Entgegen dem Klischee ist die “Bise” nicht ausschließlich französisch – sie ist in romanischen Ländern weit verbreitet. Am häufigsten in Spanien (66 %), Italien (61 %) und Frankreich (59 %), seltener in Deutschland (43 %) und im Vereinigten Königreich (41 %).
Auch der Händedruck ist zurück: 59 % der Franzosen geben Bekannten wieder die Hand – dreimal so viele wie im März 2021 (22 %). Zwar noch unter dem Vorkrisenwert (85 %), doch insgesamt ein Zeichen weit verbreiteter Missachtung offizieller Gesundheitsrichtlinien.
Mit dem Wiederauftreten winterlicher Erkrankungen (Grippe, Bronchiolitis, Gastroenteritis) wird Händehygiene erneut zentral. Doch die Franzosen sind sich der Übertragungsrisiken – besonders im Zusammenhang mit nasalen oder fäkalen Sekreten – weniger bewusst.
Trotz Fortschritten gegenüber der Vor-COVID-Zeit liegen die Franzosen europaweit hinten.
Die Umfrage zeigt: systematisches Händewaschen nach dem Toilettengang ist seit Januar 2020 um 5 Punkte gestiegen, Frankreich hinkt dennoch hinterher:
76 % in Frankreich vs. 86 % Deutschland, 83 % Italien, 82 % UK, 77 % Spanien.
Langfristige Daten (Win Gallup – 2014) bestätigen eine generelle Hygieneverbesserung in Westeuropa:
86 % waschen sich heute automatisch nach der Toilette die Hände (2014: 67 %).
Den Anstieg treiben vor allem die romanischen Länder: Spanien +24 auf 85 %, Italien +29 auf 86 %, Frankreich +22 auf 84 %, vs. UK +11 auf 86 % und Deutschland +11 auf 89 %.
Stand Frankreich früher mittig zwischen Top-Performern (UK, DE) und Schlusslichtern (ES, IT), liegt es nun bei fast allen Indikatoren, die fäkale und nasale Risiken betreffen, hinten.
Frankreich hat die niedrigste Befolgung der Husten-/Nies-Etikette:
Nur 53 % immer Arm vor Mund beim Husten (EU-Schnitt 61 %), nur 27 % immer Händewaschen nach dem Naseputzen (EU-Schnitt 32 %).
Gegenüber dem ersten Lockdown starke Rückgänge:
−29 Pkt. Händewaschen nach Naseputzen • −16 Pkt. Armabdeckung beim Husten • −14 Pkt. Niesen in Einmaltaschentücher (jetzt 49 %).
Im Alltag liegen nördliche Länder – insbesondere das Vereinigte Königreich – unter EU-Niveau:
Nur vor dem Kochen übertreffen die Briten die Deutschen: 72 % in DE vs. EU-Schnitt 76 %.
Auch wenn die Franzosen nicht immer Schlusslicht sind, hat sich die Einhaltung deutlich verschlechtert:
Dagegen blieben weniger beworbene Routinen stabil:
Fazit: COVID-19 hat die Aufmerksamkeit fürs Händewaschen erhöht, aber keinen dauerhaften Kulturwandel in Frankreich ausgelöst.
„Jetzt ist es vorbei, ihr könnt wieder küssen“ – sagte Premierminister Jean Castex am 16. März 2021.
Doch Franzosen und Nachbarn haben nicht gewartet: Wangenküsschen und Umarmungen sind zurück.
65 % der Franzosen küssen enge Freund:innen/Kolleg:innen (März 2021: 39 %). Noch unter Vorkrisenniveau (91 %), aber in sechs Monaten verdoppelt. Selbst bei Unbekannten steigt die Quote: 23 % (vs. 9 % im März 2021).
Die Bise ist nicht “typisch französisch”, sondern in Latein-Europa verbreitet:
Ähnliche Nord-/Süd-Trennlinie bei Bekannten:
EU-Schnitt 30 % – Spanien 49 %, Deutschland 19 %, UK 25 %.
In Frankreich und anderswo signalisiert die Rückkehr der Bise eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber offiziellen Empfehlungen – wohl auch, weil Händewaschen nicht mehr als alleinige Schutzmaßnahme empfunden wird.
18 Monate nach dem Verbot ist der Händedruck zurück in den französischen Begrüßungsritualen:
59 % geben Bekannten wieder die Hand – dreimal so viele wie im März 2021 (22 %).
Noch unter Vor-Pandemie (85 %), aber ein klares Zeichen schwindender Befolgung.
Ähnliche Tendenz europaweit:
Obwohl der Begriff der “Barrieremaßnahmen” – vor anderthalb Jahren kaum bekannt – inzwischen im Allgemeinwissen angekommen ist, sind die Befolgungsraten beim Händewaschen wieder auf Vor-COVID-Niveau zurückgekehrt.
In Ländern wie Frankreich, in denen mangelnde Hygieneroutinen kulturell tief verankert scheinen, bleibt es für die Gesundheitsbehörden eine Herausforderung, die Bedeutung des Händewaschens insbesondere zur Prävention winterlicher Viruswellen zu verankern.
BITTE ZITIEREN SIE DIESE STUDIE MINDESTENS WIE FOLGT:
„IFOP-Studie für XLoveCam, durchgeführt per online-selbstadministriertem Fragebogen vom 7.–8. Juli 2021, mit 5 039 Personen ab 18 Jahren, repräsentativ für die Bevölkerungen von Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland und dem Vereinigten Königreich.“
*Die Erhebung wurde mit 5 039 Personen ab 18 Jahren durchgeführt, repräsentativ für: Italien (1 007), Spanien (1 008), Frankreich (1 009), Deutschland (1 011), Vereinigtes Königreich (1 004). Die Repräsentativität wurde mittels Quotenauswahl (Alter, Beruf) nach regionaler Schichtung sichergestellt. Die Daten wurden an Zahlen der EU Labour Force Survey (EU LFS 2011) angelehnt. Die Interviews fanden online per selbstadministriertem Fragebogen vom 21.–27. September 2021 statt.*